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Humanitäre Mission für Deutsche Cleft-Kinderhilfe: Im Einsatz für Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in Vietnam

Humanitäre Mission für Deutsche Cleft-Kinderhilfe: Im Einsatz für Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in Vietnam

Die beiden Leiter der MCLINIC, PD Dr. Dr. Denys J. Loeffelbein und PD Dr. Daniel Lonic, sind nach zweijähriger, coronabedingter Pause zum vierten Mal für eine Woche ehrenamtlich nach Vietnam gereist, um dort Kinder mit Spalt-Fehlbildungen im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich zu operieren.

Ein aufreibender, emotionaler und lehrreicher Start in die Adventszeit liegt hinter unseren Ärzten. Im Rahmen der einwöchigen Mission vom 4. – 10. Dezember 2022 wurden an jeweils zwei OP-Tagen in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) Spaltkinder von einem Ärzteteam aus Deutschland, Taiwan, Japan und Vietnam operiert. Die Mission war aufgeteilt in zwei OP-Phasen in Hanoi (5. und 6. Dezember) sowie in Saigon (8. und 9. Dezember). Am 10. Dezember kehrten unsere Ärzte zurück nach Deutschland. Die Kosten für Flug und Unterkunft für die Ärzte wurden von der Hilfsorganisation Deutsche Cleft-Kinderhilfe (DCKH) getragen, der zeitliche Einsatz erfolgte ehrenamtlich. Zudem wurde die Reise erstmals von einem professionellen Fotografen begleitet. Philipp Bachhuber war ebenfalls ehrenamtlich im Einsatz.

Lebensverändernd für alle Beteiligten

Spott, Ausgrenzung und soziale Isolation ist, was die Kinder mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte erfahren müssen. Sie gilt weltweit als eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Betroffene Kinder und Eltern kämpfen aber auch mit funktionellen Folgen: Das Zusammenspiel der Lippen-, Zungen- und Gaumenmuskulatur ist gestört, hinzu kommt eine veränderte Lage der Zunge, die sich nach hinten in den Spalt verlagert. Schwerwiegende Beeinträchtigungen sind die Folge: das Schlucken und Atmen, die frühe Lautbildung, das Klangbild der Stimme sind davon betroffen.

Die Operation, die umgerechnet rund 300 Euro kostet, ist in Vietnam keine Kassenleistung. Die Eltern müssen das Geld dafür meist selbst aufbringen, was für viele Familien ein unlösbares Problem darstellt. Zudem fehlt es an medizinischer Infrastruktur und spezialisiertem Fachpersonal. Hilfsorganisationen wie die DCKH und die Noordhoff Craniofacial Foundation (NCF) füllen diese Versorgungslücke, indem sie die Versorgung dieser Kinder in Vietnam im Rahmen ehrenamtlicher Projekte gewährleisten und langfristig Strukturen aufbauen, die das Problem der Unterversorgung nachhaltig lösen. Die Möglichkeit einer solchen Behandlung verändert vieles für die Kinder und sie bekommen die Chance auf ein “normales” Leben.

Das Projekt in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt ist entstanden auf Initiative von PD Dr. Daniel Lonic, der 2014 bis 2016 im kraniofazialen Zentrum des Chang Gung Memorial Hospital in Taiwan tätig war und mit der NCF bereits an diversen ehrenamtlichen EInsätzen zur Behandlung von Spaltkindern teilnahm, in deren Rahmen er auf das Problem aufmerksam wurde.

Zurück in Deutschland trat er Kontakt zur Deutschen Cleft Kinderhilfe und initiierte das Projekt, dessen ehrenamtliche Leitung er in der Folge übernahm. Gemeinsam mit seinem Kollegen PD Dr. Dr. Denys Loeffelbein reist er seitdem jährlich nach Vietnam mit Ausnahme der Coronajahre 2020 und 2021.

Bei diesen Einsätzen kommt regelmäßig ein internationales Ärzteteam zusammen, welches auch den Ausbau des kraniofazialen Zentrums, die Ausbildung der Ärzte und Therapeuten, die Sprachtherapie und psychische Unterstützung der betroffenen Kinder und die Aufklärung der Gesellschaft vorantreibt. So arbeiten alle daran, das Leben und Umfeld vieler Menschen zu verbessern. Und “das gibt mir persönlich sehr viel”, so Dr. Löffelbein.

Eine Mission voller Höhen und Tiefen: Vietnam 2022

Viele Monate der Planung liegen hinter PD Dr. Dr. Denys J. Loeffelbein und PD Dr. Daniel Lonic. Und obwohl sie schon zum vierten Mal nach Vietnam reisen, ist jeder Einsatz anders und sie stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen- medizinisch, logistisch wie auch persönlich. Kurioser Fakt: Ein Visum brauchen sie für einen humanitären Einsatz nicht!

Auf Social-Media ist die Mission “hautnah” zu verfolgen. Auf Instagram, Facebook und LinkedIn wurden während der Mission täglich Berichte, Bildstrecken und Reels veröffentlicht, die auch weiterhin einsehbar sind. Und so konnte eine breite Öffentlichkeit lernen, dass bei so einem Projekt schon die Anreise die erste Herausforderung darstellt. Die Reise nach Hanoi verlief nämlich nicht ganz so wie geplant. Nach Flugausfällen und Verspätungen mussten die Ärzte einen Umweg über Bangkok in Kauf nehmen. Doch als sie 20 Stunden später als geplant ankamen, folgte die nächste Hiobsbotschaft: Ein Koffer hat den Weg nach Hanoi nicht geschafft. In ihm enthalten: Kuscheltiere für die Kinder, Instrumente und eine OP-Brille. Zeit, diesen Umstand zu betrauern, blieb nicht…

Der erste anstrengende OP-Tag liegt hinter dem Ärzteteam. Für viele Kinder hat durch die Operation heute der Start in ein neues, leichteres Leben begonnen. Ziel der Behandlung einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist nicht nur das bestmögliche Ergebnis im Bereich der Ästhetik. Es sollen auch funktionelle Beeinträchtigungen entsprechend therapiert werden. Bis zu einer gewissen Normalität liegt noch ein langer Weg vor ihnen. Teilweise sind weitere Eingriffe nötig und viele von ihnen müssen sogar erst lernen, richtig zu sprechen. Doch ein wichtiger Schritt ist geschafft. Und die Ärzte sind ebenfalls geschafft und sehen zu, dass sie eine OP-Haube voll Schlaf bekommen.

Am zweiten OP-Tag stehen noch mehr Operationen auf dem Plan, als am ersten. Jede Operation ist eine neue Herausforderung und das Krankenhaus in Hanoi ist nicht so gut ausgestattet wie ein Krankenhaus in Deutschland. Das macht die Arbeitsbedingungen für die insgesamt fünf Ärzte aus verschiedenen Ländern teils sehr schwer. Dennoch hat für 27 Kleinkinder, Schulkinder und junge Erwachsene in Hanoi nun ein leichteres Leben begonnen. Und unsere Ärzte finden immer wieder etwas Zeit, ihr Wissen mit den einheimischen Kolleginnen und Kollegen zu teilen. Dr. Lonic freut sich sehr über den Fortschritt der letzten Jahre. “Die Leute hier können die Operationen inzwischen schon sehr gut durchführen. Allerdings gibt es noch Luft nach oben, gerade bei der Indikation…”.

Am dritten Tag der Reise steht noch eine letzte Visite an sowie eine Pressekonferenz. Denn auch das gehört dazu: Unser Aufenthalt im Vietnam National Children’s Hospital in Hanoi endet mit einer Pressekonferenz, die unsere taiwanesische Partnerorganisation, die Noordhoff Craniofacial Foundation (NCF), organisiert hat. Dr. Lonic, Dr. Lan, unsere Kontaktärztin in Hanoi, der Direktor des Krankenhauses, der Sekretär der taiwanesischen Wirtschaftsvertretung und Prof. Lo, Dr. Lonics Mentor während seiner Zeit als Fellow in Taiwan, sitzen gemeinsam auf dem Podium, stellen das Projekt mit der Deutschen Cleft Kinderhilfe vor und stellen sich den Fragen der Presse. Gleich mehrere Fernsehsender und Nachrichtenblätter sind gekommen, um über den Einsatz der Ärzte zu berichten.

Vorgestellt werden auch die Fortschritte in der nachhaltigen Behandlung von LKG-Patienten am Krankenhaus. Dr. Lonic drückt in seinem Statement seine Wertschätzung für die Zusammenarbeit mit dem Vietnam National Childrens Hospital aus, das übrigens das größte Kinderkrankenhaus in Vietnam ist. Er betont aber auch, dass es noch mehr Unterstützung brauche, um sich weiterzuentwickeln.

Besonders berührend ist die Ansprache einer Mutter, deren Tochter im Rahmen des Einsatzes geholfen wurde. Sie bedankt sich auch herzlichst im Namen der anderen Familien und Patient*innen. Solche Erlebnisse geben dem Ärzteteam wieder neue Kraft für die anstrengenden Operationen, die schon am nächsten Tag in Saigon auf dem Plan stehen! Denn es geht direkt weiter in den Flieger.

In Ho-Chi-Minh-Stadt warten schon viele Kinder und ihre Angehörigen im Krankenhaus. Sie sind teilweise tagelang angereist und hoffen auf die Chance, von unserem Team operiert zu werden. Wenn die kleinen Patienten aber zum Beispiel einen Infekt haben oder zu klein sind, kann nicht operiert werden. Das Risiko ist dann einfach zu groß, dass bei der Operation Komplikationen auftreten… Sicherheit geht immer vor, und die Ärzte vor Ort können die Operationen auch zu einem späteren Zeitpunkt durchführen.

Am dritten OP-Tag stehen Dr. Lonic und Dr. Loeffelbein in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) wieder vor ganz neuen Herausforderungen. Sie müssen sich an die neue Umgebung und das neue Team gewöhnen und unter den Patient*innen sind auch einige Babies im Alter von 4-8 Monaten. Bei so winzigen Menschen ist eine Operation besonders knifflig. Ursprünglich waren 12 Fälle in vier Sälen eingeplant. Jedoch läuft im Krankenhaus auch der normale Betrieb weiter und Notfälle haben natürlich Vorrang. Deshalb können sie nur in drei Sälen operieren.

Der letzte OP-Tag hat es dann nochmal in sich: 18 Operationen stehen auf dem Plan. Darunter wieder einige komplizierte Fälle, sehr kleine Babies und auch eine weitere Operation für Dat. Unsere Ärzte haben den Jungen schon 2018 auf einer Mission in Vietnam kennengelernt, mussten aber leider feststellen, dass frühere Operationen schief gegangen waren und sie in Vietnam keine Möglichkeit haben, dem Jungen zu helfen. Deshalb luden sie Dat nach München ein und operierten ihn hier. Das ist inzwischen vier Jahre her und Dat ist heute 14 Jahre alt.

Dr. Lonic und Dr. Loeffelbein haben nun die Gelegenheit, ihn in Saigon (Ho Chi-Minh-Stadt) wieder zu sehen. Er ist extra mit seiner Mutter angereist und unsere Ärzte können nochmal einen Eingriff vornehmen, um seine Situation weiter zu verbessern. Außerdem haben sie für ihren Freund Dat ein Geschenk aus München mitgebracht:

Der frisch operierte und geschwächte Junge kann seine Freude in dem Moment zwar nicht recht zeigen, doch das Videomaterial lässt erahnen, wie wertvoll die Freundschaft der Ärzte für den Jungen ist.

An Tag fünf gibt es eine letzte Visite. Das internationale Team besteht aus drei Chirurgen und zwei Anästhesisten rund um Prof. 

Lun-Jou Lo vom renommierten kraniofazialen Zentrum des Chang Gung Memorial Hospital in Taiwan, Dr. Pang-Yun Chou aus Taiwan und Dr. Yoshitsugu Hattori aus Japan und PD Dr. Dr. Denys J. Loeffelbein und PD Dr. Daniel Lonic von der MCLINIC.

Dazu kommen noch die extrem kompetente taiwanesische OP- und Anästhesiepflegerinnen, Übersetzerinnen und Linus Lee als Vertreter des NCF. An den beiden Projektstandorten sind aber nicht nur Ärzt*innen, Kieferorthopäd*innen, Op-Helfer*innen und Krankenpfleger*innen im Einsatz. Auch Sprachtherapeut*innen sind dabei.
Prof. Lun-Jou Lo war es auch, der die Karriere von Dr. Daniel Lonic maßgeblich geprägt hat. In seiner beruflichen Laufbahn einen Mentor zu finden, der sein Wissen vorbehaltlos und mit Liebe teilt, ist ein unschätzbares Glück. Dr. Lonic war von 2014 bis 2016 im weltgrößten kraniofazialen Zentrum im Chang Gung Memorial Hospital in Taiwan tätig. Hier hat er sich auf die Behandlung von angeborenen Fehlbildungen im Gesichts- und Schädelbereich wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten spezialisiert und an Missionen der NCF in verschiedenen asiatischen Ländern wie Kambodscha, Vietnam und Indonesien teilgenommen. Diese Einsätze haben ihn sehr geprägt, genauso wie sein Mentor in seiner Zeit in Taiwan und auf den Missionen – Prof. Lun-Jou Lo ist einer der bekanntesten und erfahrensten LKG-Chirurgen weltweit.

Auf der diesjährigen Mission trifft er ihn nach 3 Jahren wieder und sie arbeiten endlich wieder zusammen. Doch wie Professor Lo sagt, ist der benefit mutual”, beide Seiten können voneinander lernen. Sein Lächeln kann man in dem Moment hinter der OP-Maske zwar nicht sehen, aber die zusammengekniffenen Augenwinkel verraten es.

Karaoke gehört in Asien und so auch in Vietnam zu einer guten Feier dazu. Und so singt Dr. Lonic bei der Abschiedsfeier zusammen mit seinem Mentor You raise me up, von Josh Groban.

Mit diesem guten Gefühl, vielen neuen Eindrücken und viel zu wenig Schlaf reisen unsere Ärzte vom tropischen Ho-Chi-Minh-Stadt ins kalte Advents-Deutschland.

Sie konnten alte Freunde wieder treffen und neue Freunde kennenlernen. Und das Wichtigste: über 60 kleinen Patientinnen und Patienten ein Lächeln schenken!
Davon werden sie noch lange zehren, so nah spüren zu können, warum sie Ärzte geworden sind.

Über die Deutsche Cleft Kinderhilfe

Seit 2002 setzt sich der Deutsche Cleft Kinderhilfe e. V. dafür ein, dass Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte („Spaltkinder“) Zugang zu einer sicheren, qualifizierten und umfassenden Behandlung bekommen. Mit diesem Ziel finanziert die Deutsche Cleft Kinderhilfe die nötigen Operationen und Folgetherapien in vielen Entwicklungsländern. Weitere Infos unter http://www.spaltkinder.org

Projekt-Spendenkonto
Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V.
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN DE46 2512 0510 0008 4842 00

WEITERE BEITRÄGE

“Frau Bichler und ihr Beifahrer”

Die Reportage der SZ zum Weltkrebstag erzählt die Geschichte einer ehemaligen Patientin Dr. Loeffelbeins. Einen Tumor an ihrer Zunge erkannten viele Ärzte lange nicht. Von Dr. Loeffelbein erhielt sie die Diagnose Zungenkrebs und fand dank einer OP zurück ins Leben.

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Störung unserer Telefonanlage

Liebe Patientinnen und Patienten,

leider kommt es aktuell zu Störungen mit unserer Telefonanlage, wodurch es sein kann, dass Sie uns zeitweise telefonisch nicht erreichen können. Unser Telefonanbieter und unsere Techniker arbeiten mit Hochdruck daran, dieses Problem schnellstmöglich zu lösen. 

Wir bitten Sie, vorübergehend auf die schriftliche Kommunikation per Mail auszuweichen oder direkt online einen Termin unter https://www.mclinic.de/kontakt/onlineterminvergabe/ zu vereinbaren – wir werden Ihr Anliegen umgehend bearbeiten. 

Vielen Dank für Ihr Verständnis!

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